Camping Nicht-Kaufhaus
>> Oder: was ich immer nochmal schreiben wollte, einfach, weil es wirklich eine blöde Erfahrung war. <<
Vergesst das “Camping-Kaufhaus” in OWL / Verl. Wir werden es hier auch nicht verlinken. Fahrt zu Obelink. Oder Fritz Berger. Oder wem auch immer. Oder wenn Ihr aus der Gegend kommt, geht zu Huppertz oder googelt nach “Campingzubehör” direkt in Eurer Nähe. Ist sowieso einfacher.
Und hier unsere Story dazu:
Wir kommen aus der Gegend und waren zur Eröffnung im Spätsommer 2018 dort.
Kletterwand, Foodtrucks, grosse Wohnwagenschau – soweit alles ganz witzig. Auch der 24 Stunden Gasflaschen-Automat ist eine tolle Sache.
Jedoch waren die “Eröffnungsangebote” teurer als die Normalpreise bei Obelink, und die “Aktionsfläche” im Aussenbereich wirkte irgendwie ramschig. Die Mitarbeiter, sofern man sie finden konnte, versuchten krampfhaft gute Laune zu verbreiten, waren aber bei konkreten Fragen zu einzelnen Artikeln wenig informativ. Naja. Auch wir haben Verkaufserfahrung, und es kann halt mal schiefgehen. Sollte aber nicht.
Fahrzeugtechnisch liegt der klare Schwerpunkt offenbar bei Neufahrzeugen, vor allem bei Wohnwagen, weniger bei Wohnmobilen. Die Ausstellung war tatsächlich recht beeindruckend, es waren auch einige wenige Oldies und interessante Nachbauten zu sehen.
Soweit so gut.
Dann wollten wir und das Campingzubehör anschauen, also das, was überall auf riesigen Plakaten wochenlang vollmundig als “grösste Camping-Verkaufsfläche Ostwestfalens” angepriesen wurde.
Also rein in den schicken Neubau.
Das Erdgeschoss ist an zwei Luxus-Hunde-Ausstatter untervermietet. Da wir auch Hunde haben, gab es für uns durchaus ein paar lustige und interessante Sachen zu sehen, vor allem der Shop und die Designs von https://luxuskoeter.eu/ sind beachtlich.
Aber die “grösste Campingverkaufsfläche Ostwestfalens” liegt – im ersten Stock. Ohne Aufzug. Nochmal langsam: in einem Neubau (NEU-Bau!) ohne (ja: ohne!) Kundenaufzug …
Wir dachten zuerst, wir hätten nur irgendwas übersehen.
Auf freundliche Nachfrage bei der eher unfreundlichen Kassen-“Aufsichtsdame” wurden wir nur kopfschüttelnd angegrunzt, also tatsächlich – kein Aufzug.
Familien mit Kinderwagen oder Menschen mit Gehbehinderungen haben also keine Chance, diese “grösste Camping Verkaufsfläche” zu sehen. Tja, dann. Vielen Dank.
Daraufhin verliessen wir natürlich sofort die Veranstaltung, zusammen mit einigen weiteren enttäuschten Familien und älteren Camping-Fans.
Wir selbst hatten zum Glück nur einen kurzen Anfahrtsweg, aber auf dem sehr, sehr vollen Parkplatz haben wir Nummernschilder aus allen möglichen Regionen gesehen. Ich möchte nicht wissen, wie sauer da einige gewesen sein werden, die sich das eigentliche “Camping Kaufhaus” nicht oder nicht mit der ganzen Familie angucken konnte, weil man mit Kinderwagen, Buggy oder Gehbehinderung eben nicht die Treppen hochkommt.
Campen gehört bekanntlich gerade für Familien und Menschen mit besonderen Anforderungen zu den besten oder sogar einzig möglichen Urlaubs- und Reiseformen.
Aber daran hat “Camping Kaufhaus” offenbar nicht gedacht.
Oder sie haben ohnehin eine andere Zielgruppe im Kopf. Die fehlende Treppe (und vor allem die unfreundliche Nicht-Auskunft dazu) lassen Stimmen im Kopf laut werden:
“Wir möchten Dich nicht. Du bist uns egal. Wir möchten DINKies – Double Income, no kids. Sportlich, ohne jegliche Einschränkungen, ungebunden, finanzstark. Und DU mit Deinen Blagen im Buggy oder der Omma im Rolli bist genau DAS eben nicht.”
Selbst, wenn es nicht so sein sollte – eine solche Fehlplanung und vor allem der Umgang damit bzw. die negative Kommunikation lösen diese Gefühle nunmal aus. Und über Gefühle wird verkauft. Oder eben NICHT.
Auf erneute Nachfrage per Facebook hat das Unternehmen inzwischen sogar bestätigt, dass es tatsächlich keinen Aufzug gibt.
Es wurde auch nicht entschuldigt, nur erklärt. Super. Da fühlt man sich tatsächlich durchaus unerwünscht. Läuft. Nicht.
“Kenne Deinen Kunden” ist eine der wichtigsten Marketingmaximen. Ich würde sagen – glatt durchgefallen.
Ohne Grüsse,
Fidelibus287